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Volgers

maandag 13 juli 2015

Cheyenne, mein altes Mädchen


Sie liegt wo sie am liebsten liegt, unter meinem Schreibtisch, und schläft. Ab und zu sehe ich sie träumen, mit zuckenden Pfoten. Ab und zu streckt sie sich aus. Dann liegt sie wieder still.
Seit Monaten läuft sie hinten  immer schlechter. Das „schlechter“ geht so schleichend, dass man es beinah nicht als Veränderung wahrnimmt. Seit ca. 2 Jahren ist sie incontinent – wenn sie schläft merkt sie nicht, dass sie pinkeln muss. Eine ganze Zeit war das prima im Griff mit Tabletten, seit einiger Zeit nicht mehr. Alle Betten sind bezogen mit Inkontinenz-Spannbettlaken. Irgendwann fing sie an Köttelchen zu verlieren beim Laufen. Ach ja, kann passieren. Immer schön hart, Zewa wisch-und-weg, wir reden nicht drüber.
Meine Worte „wenn die Treppe nicht mehr geht ist es vorbei“ schallen mir in den Ohren. Wie lange helfe ich ihr jetzt schon mit dem Schal unterm Bauch nach oben? Und wie oft habe ich sie in den letzten Wochen runtergetragen? Wenn sie einmal unten ist, läuft sie ja noch mit, schnuppert, macht ihr Ding...
Vor ein paar Wochen rief ich den Tierarzt an, um sie einschläfern zu lassen. 2 Stunden später hab ich den Termin wieder abgesagt, nachdem sie auf einmal vor mir stand, mich anschaute und fragte „geht´s heute eigentlich noch raus oder was??“.

Der Tierarzt fragte ob sie noch frisst. „ja, das geht prima“, sagte ich. Und belog mich selber, denn eigentlich, eigentlich geht das schon länger nicht prima. Es ging, weil ich mir dauernd was Neues hab einfallen lassen, was sie vielleicht mag. Dann hat sie zwar gefressen, aber lange nicht die Menge, die sie mit ihrem Gewicht fressen sollte.

Vorgestern hatte sie morgens auf einmal Diarree. Möglicherweise zum ersten Mal in den 10 Jahren und 2 Monaten die sie bei mir ist – ich kann mich nicht an ein anderes Mal erinnern. Sie war einfach immer nur gesund. Der Tierarzt hat ihr was gegen den Dünnpfiff gegeben, und ein Antibioticum gespritzt, danach kam nichts mehr. Gestern Morgen war sie viel aktiver als sonst, mein Herz hüpfte vor Freude – als ob ich nicht wüßte, dass ein beinah 16-jähriger Wolfhund nicht mehr jünger und gesunder wird.

Gestern Abend wollte sie beinah nichts fressen und nach dem Auslauf fand ich sie auf dem Boden, ausgerutscht und liegend im Dünnpfiff.
Heute ist der erste Tag, an dem sie gar nicht draussen gewesen ist, nur auf der Terrasse. Sie blieb liegen als ich mit den anderen draussen war. Unter meinem Schreibtisch, wo sie immer noch liegt. Seit Stunden.

Und ich... ich hadere mit mir selber.  Tierarzt anrufen ja/nein. Ja, weil so war sie doch nie. Sie war ein würdiger Hund. Nein, weil jeder Mensch der alt wird verliert die Würde die er hatte als er jünger war. Da müsste man ne ganze Menge Leute sofort einschläfern lassen. Nein, weil sie hat keine Schmerzen, sie hechelt nicht, sie probiert nicht irgendwas zu machen was nicht mehr geht. Wenn ich ihr Fressen anbiete, ignoriert sie das – sie macht nicht den Eindruck Hunger zu haben und nicht fressen zu können. Ja, nein, ja, nein, nein. Nicht heute.

Es ist keine schöne Zeit. Es ist eine neue Erfahrung für mich... schon viele Hunde die ich hatte habe ich gehen lassen müssen und immer ging es schneller, war es deutlicher, habe ich ein Leiden beendet.
Und Cheyenne schläft, und träumt. Und in Gedanken rufe ich ihr zu: „schlaf doch ein, Du liebes altes Ding“.

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