Sie liegt wo sie am liebsten liegt, unter meinem
Schreibtisch, und schläft. Ab und zu sehe ich sie träumen, mit zuckenden
Pfoten. Ab und zu streckt sie sich aus. Dann liegt sie wieder still.
Seit Monaten läuft sie hinten immer schlechter. Das „schlechter“ geht so
schleichend, dass man es beinah nicht als Veränderung wahrnimmt. Seit ca. 2
Jahren ist sie incontinent – wenn sie schläft merkt sie nicht, dass sie pinkeln
muss. Eine ganze Zeit war das prima im Griff mit Tabletten, seit einiger Zeit
nicht mehr. Alle Betten sind bezogen mit Inkontinenz-Spannbettlaken. Irgendwann
fing sie an Köttelchen zu verlieren beim Laufen. Ach ja, kann passieren. Immer
schön hart, Zewa wisch-und-weg, wir reden nicht drüber.
Meine Worte „wenn die Treppe nicht mehr geht ist es vorbei“
schallen mir in den Ohren. Wie lange helfe ich ihr jetzt schon mit dem Schal
unterm Bauch nach oben? Und wie oft habe ich sie in den letzten Wochen
runtergetragen? Wenn sie einmal unten ist, läuft sie ja noch mit, schnuppert,
macht ihr Ding...
Vor ein paar Wochen rief ich den Tierarzt an, um sie
einschläfern zu lassen. 2 Stunden später hab ich den Termin wieder abgesagt,
nachdem sie auf einmal vor mir stand, mich anschaute und fragte „geht´s heute
eigentlich noch raus oder was??“.
Der Tierarzt fragte ob sie noch frisst. „ja, das geht
prima“, sagte ich. Und belog mich selber, denn eigentlich, eigentlich geht das
schon länger nicht prima. Es ging, weil ich mir dauernd was Neues hab einfallen
lassen, was sie vielleicht mag. Dann hat sie zwar gefressen, aber lange nicht
die Menge, die sie mit ihrem Gewicht fressen sollte.
Vorgestern hatte sie morgens auf einmal Diarree.
Möglicherweise zum ersten Mal in den 10 Jahren und 2 Monaten die sie bei mir
ist – ich kann mich nicht an ein anderes Mal erinnern. Sie war einfach immer
nur gesund. Der Tierarzt hat ihr was gegen den Dünnpfiff gegeben, und ein
Antibioticum gespritzt, danach kam nichts mehr. Gestern Morgen war sie viel
aktiver als sonst, mein Herz hüpfte vor Freude – als ob ich nicht wüßte, dass
ein beinah 16-jähriger Wolfhund nicht mehr jünger und gesunder wird.
Gestern Abend wollte sie beinah nichts fressen und nach dem
Auslauf fand ich sie auf dem Boden, ausgerutscht und liegend im Dünnpfiff.
Heute ist der erste Tag, an dem sie gar nicht draussen gewesen
ist, nur auf der Terrasse. Sie blieb liegen als ich mit den anderen draussen
war. Unter meinem Schreibtisch, wo sie immer noch liegt. Seit Stunden.
Und ich... ich hadere mit mir selber. Tierarzt anrufen ja/nein. Ja, weil so war sie
doch nie. Sie war ein würdiger Hund. Nein, weil jeder Mensch der alt wird verliert
die Würde die er hatte als er jünger war. Da müsste man ne ganze Menge Leute
sofort einschläfern lassen. Nein, weil sie hat keine Schmerzen, sie hechelt
nicht, sie probiert nicht irgendwas zu machen was nicht mehr geht. Wenn ich ihr
Fressen anbiete, ignoriert sie das – sie macht nicht den Eindruck Hunger zu
haben und nicht fressen zu können. Ja, nein, ja, nein, nein. Nicht heute.
Es ist keine schöne Zeit. Es ist eine neue Erfahrung für
mich... schon viele Hunde die ich hatte habe ich gehen lassen müssen und immer
ging es schneller, war es deutlicher, habe ich ein Leiden beendet.
Und Cheyenne schläft, und träumt. Und in Gedanken rufe ich
ihr zu: „schlaf doch ein, Du liebes altes Ding“.
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